Der Bereich der Regenerationsmedizin ist meines Erachtens nach der heute wichtigste Weg in der medizinischen Forschung und Anwendung. Bis vor 20 Jahren wurde der Impetus, sich als Mediziner mit den Selbstheilungsmöglichkeiten bzw. -mechanismen des Menschen wissenschaftlich zu beschäftigen, in der Schulmedizin noch mit einem Lächeln abgetan. Zu sehr war man auf das Behandeln von reinen Symptomatiken und die Manipulation der menschlichen Biochemie konzentriert. Die klassische Schulmedizin war (und ist) vom Denkansatz her primär krankheitsorientiert, isolierte Faktoren standen und stehen noch als Krankheitsursachen im Vordergrund. Doch mittlerweile wird der Mensch auch in der Schulmedizin zunehmend als vernetztes System verstanden, was sich entsprechend in der Forschung niederschlägt. Allerdings muss man hierzu anmerken, dass Deutschland im Bereich der Regenerationsmedizin anderen Ländern leider noch um Längen hinterherhinkt.
Der Bereich der Regenerationsmedizin befasst sich mit der Wiederherstellung funktionsgestörter Zellen, Gewebe und Organe sowohl durch den biologischen Ersatz, etwa mit Hilfe von gezüchtetem Gewebe, aber auch durch die Anregung körpereigener Regenerations- und Reparaturprozesse. Tatsächlich besitzen wir Menschen allesamt ein großes Arsenal sowohl an selbständig aktiven als auch an latent vorhandenen Regenerationsmechanismen, die jedoch zu ihrer Aktivierung gezielte Unterstützung von außen benötigen.
Regeneration ist definiert durch Heilungs- bzw. Wiederherstellungs-Prozesse, die bisher durch die eher chemisch-mechanistische Philosophie unserer wissenschaftlichen Betrachtungsweisen nicht erklärt werden konnten und denen früher nur ein marginales Interesse zukam. Wirklich autarke Regeneration kennen wir allerdings – und Sie auch – längst aus der Natur: Schneidet man einen Regenwurm entzwei, können beide Teile nach einer gewissen Zeit wieder zu je einem vollständigen Regenwurm heranreifen. Auch Salamander, die uns übrigens in ihrem körperlichen Bauplan nahezu gleichen, haben die Fähigkeit, nach deren Verlust viele Körperteile in allen Einzelheiten nachwachsen zu lassen: Augen, Beine, fast den gesamten Verdauungstrakt und nicht zuletzt bis hin zu einem Drittel des Gehirns bilden sich beim Salamander neu. Beim Menschen sind die Regenerationsmechanismen bei weitem nicht so weit ausgeprägt, aber sie sind dennoch vorhanden – doch welche Prinzipien bzw. Mechanismen machen dies möglich?
Stammzellen – ein Teil der Forschung der Regenerationsmedizin.
In den vergangenen 20 Jahren hat die Wissenschaft das Feld der Regenerationsmedizin expansiver betreten. Vor allem die Stammzellenforschung wird massiv forciert, denn Stammzellen gelten als große Hoffnungsträger in der Medizin. Stammzellen, die als Grundeigenschaften Reparaturfähigkeit und Neubildung in sich tragen, sind zunächst undifferenzierte Zellen, die sich zu den verschiedenen 200 Zellarten unseres Körpers entwickeln können. Sie verfügen über ein hohes Vermehrungspotenzial und können andere Zellen durch die Abgabe von Signalstoffen beeinflussen. Stammzellen reparieren, regenerieren und wirken entzündungshemmend. Wir alle tragen Stammzellen in uns. Sogar in dieser Sekunde, während Sie dies lesen, sind es die Stammzellen, die in Ihrem Knochenmark rund jene 100.000 Millionen neue Blutkörperchen herstellen, die Ihr Körper tagtäglich benötigt!
Der Einsatz von Stammzellen, auch aus ethischen Gründen, zu Recht, sehr umstritten und die Reglements nicht einheitlich. Denn bei der Gewinnung embryonaler Stammzellen, die natürlich am potentesten sind, muss der Embryo zerstört werden. Ihre Anwendung in der allgemeinen Praxis ist verboten und nur wenige Zelllinien aus Embryos werden in Europa zu Forschungszwecken genutzt. Seit 2006 ist man in der Lage, bereits spezialisierte „erwachsene“ Gewebezellen, die sich wie embryonale Stammzellen verhalten, umzuprogrammieren, wofür 2012 der Nobel-Preis für Physiologie oder Medizin an den Briten John Gurdon und den Japaner Shinya Yamanaka vergeben wurde. Außerdem sind diese Techniken noch zu neu und der Prozess der Reprogammierung noch nicht exakt verstanden. Doch wenn wir eines Tages in der Lage sein werden, die Prozesse der Stammzellen-Aus- und Umbildung zu verstehen und sie ohne Verlust von beginnendem Leben konstruktiv und ohne Kollateralschäden zu nutzen, dann steht uns in der Medizin – neben dem Einsatz von Stoßwellen! – ein weitreichender Meilenstein bevor.
Deshalb ein wichtiger Hinweis: Wir setzen in unserer Praxis keine Stammzellen-Therapien ein und erwähnen diesen Zweig der Forschung an dieser Stelle nur der Vollständigkeit halber!
Eine Behandlung regenerativer Art ist zunächst einmal gesundheitsorientiert und nicht krankheitsorientiert. Regenerationsmedizin definiert sich unter anderem über die Anregung der Selbstheilungskräfte, die Wiederherstellung des inneren Gleichgewichts und/oder der Vorbeugung von Gesundheitsstörungen aller Art.
In unserer Praxis setzen wir dabei auf Materialien und Wirkstoffe, deren Eigenschaften die Regeneration des menschlichen Organismus gezielt fördern. Hierzu zählt beispielsweise die Eigenblut-Therapie PRP (PRP = steht für „Platelet Rich Plasma“, auf Deutsch „Plättchen-reiches Plasma” ). Darunter versteht man konzentriertes Blutplasma, das aus dem Eigenblut der Patient:innen hergestellt wird. Bei Arthrose, Erkrankungen des Bewegungsapparates und Knorpelschäden wird dank der PRP eine Regeneration durch Aktivierung von Selbstheilungskräften ermöglicht. Auch Hyaluronsäure, ein Mehrfachzucker, kommt beim Menschen fast überall im Körper vor. Aufgrund seiner räumlichen Struktur kann Hyaluronsäure Wasser binden und so zur Stabilität und reibungsfreien Mechanik der Gelenke beitragen. Im Bereich der Haut sorgt die Hyaluronsäure für die natürliche Elastizität und Straffheit des Bindegewebes. Im Alter verringert sich das Kontingent an Hyaluron, was zu Beschwerden in den Knochen und Knorpeln, dem Glaskörper des Auges und zu einer Reduktion der Gelenkschmiere (Synovialflüssigkeit) führt. Auch das Bindegewebe, das alle Gewebearten im Körper verbindet und stützt, reduziert sein Flüssigkeitskontingent. Durch die gezielte Gabe von Hyaluron können wir diesen Prozess aufhalten, die Kontingente auffüllen und so den Organismus gezielt regenerativ unterstützen.
Stoßwellen können weit mehr als nur Nierensteine zertrümmern. Damit begann in den 1980er Jahren der Einzug dieser nicht-invasiven, physikalischen Therapiemethode. Stoßwellen lösen, ohne mechanischen Schaden zu verursachen, durch ihre Druck-, Zug- und Scherkräfte biologische Reaktionen im behandelten Gewebe aus (Mechanotransduktion). Dadurch werden im Zellkern Gene aktiviert, die ihrerseits damit beginnen, Proteine (u.a. Wachstumsfaktoren) zu produzieren, die für den Heilungsprozess verantwortlich sind. So beschleunigen Stoßwellen, die man auch als Schallwellen bezeichnet, die Wund- und Knochenheilung, fördern die Angiogenese (Entstehung neuer Blutgefäße aus vorbestehenden Blutgefäßen), regen das Immunsystem an und locken eben auch körpereigene Stammzellen in geschädigtes Körpergewebe. Diese wandern ins geschädigte Gewebe und entwickeln sich zu Zellen, die dort benötigt werden, um den Organismus zu regenerieren. Neuerdings bieten sie auch Heilungschancen nach Herzinfarkt und Hoffnung für Menschen mit Rückenmarksverletzungen uvm., was derzeit weltweit intensiv erforscht wird. Bislang liegen ca. 3.000 Studien zu Stoßwellen in der Medizin vor.
Die Stoßwellen-basierte Transkranielle Pulsstimulation reiht sich nun als Behandlungsoption neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz, in Zukunft wohl auch bei anderen Formen der Demenz, Morbus Parkinson, Zustand nach Schlaganfall und Depressionen in das weite Feld der Stoßwellen-Einsatzmöglichkeiten ein.
In den weiteren Bereichen unserer Website finden Sie weiterführende Informationen rund um die Transkranielle Pulsstimulation.